Mein Herzschlag setzte einen Moment aus und mein Kopf schien zu zerbersten, als ich versuchte mit den Gefühlen klarzukommen, die mich in dem Moment so unerwartet beherrschten. Verwirrte Gedanken schossen durch meinen Kopf: „Ich werde Vater!“… „Wie können wir uns das leisten?“… „Wie soll er oder sie heißen?“…“Ich werde nie wieder in eine Kneipe gehen können.“. Was habe ich also meiner Frau geantwortet, als sie diese Bombe platzen ließ? Meine genauen Worte werde ich hier lieber nicht wiederholen, auf jeden Fall war es nicht die Antwort, auf die sie gehofft hatte.
Jetzt, fast ein Jahrzehnt und zwei Kinder später, weiß ich manchmal immer noch nicht, wie wir uns das leisten können, aber wir haben Namen für unsere Kinder gefunden und ab und zu gehen wir auch abends noch in die Kneipe. Das ist doch schon mal etwas. Wenn ich auf mein jüngeres Ich zurückblicke, frage ich mich, ob ich aus heutiger Sicht einige Ratschläge parat habe, die mir damals geholfen hätten, als ich das erste Mal Vater wurde. Mal davon abgesehen, dass ich sie damals wahrscheinlich sowieso nicht angenommen hätte.
Nun, all die praktischen Dinge sind einfach und beruhen eigentlich auf gesundem Menschenverstand: kauft einen ordentlichen Kinderwagen, aber überlegt euch gut, ob ihr das ganz Zubehör wirklich braucht. Das ist meistens sehr teuer und wird eher im Flur herumstehen und euch im Weg sein; das erste Windelwechseln ist ziemlich ekelig, da hilft nur Nase zuhalten und in Angriff nehmen, nach einiger Zeit seid ihr Experten; durchzechte Nächte und Babies vertragen sich nicht; findet heraus, wo die nächsten Spielplätze sind, da ihr dort sehr viel Zeit verbringen werdet.
Aber welche weiteren nützlichen Ratschläge könnte ich noch anbieten? Nach langem und intensivem Nachdenken bin ich zu folgenden Ergebnissen gekommen:
Verbringt viel Zeit mit Eurem Nachwuchs. Um ehrlich zu sein, kann es manchmal schon etwas langweilig sein, seine Zeit mit einem Baby oder Kleinkind zu verbringen und die geführten Unterhaltungen sind auch nicht unbedingt tiefgreifend. Aber es ist die Mühe wert, wenn Ihr die magischen Momente erlebt: das erste Lächeln; die ersten Schritte um den Wohnzimmertisch, ohne hinzufallen; die spontanen Umarmungen. Wie ein Freund von mir mal weise sagte: „Wenn ich mal alt und grau bin und zurückblicke, sind das die Momente, an die ich mich erinnern werde.“
Legt die Kamera beiseite. Kennt Ihr die Leute, die auf einem Konzert mehr mit Ihrem Smartphone beschäftigt sind anstatt die Musik zu hören und zu tanzen? Gerade beim ersten Kind kann man sich mit Fotos und Videos kaum zurückhalten. Das ist auch ganz in Ordnung. Nur manchmal sollte der Moment mit dem Kind einfach nur genossen werden. Denn die Bilder im Kopf, sind die, die zählen und bleiben.
Versucht Schlaf zu bekommen. Meine Frau schien das instinktiv zu befolgen. Sobald das Baby schlief, war sie auch schon eingenickt, wogegen ich es oft als Möglichkeit wahrnahm, einen Film zu gucken oder ein Buch zu lesen. Am nächsten Morgen habe ich es dann meistens bereut, wenn unser Kleiner um fünf Uhr morgens schon wieder hellwach war, voller Energie und bereit für einen neuen Tag. Also, versucht so viel Schlaf, wie möglich zu bekommen, denn Ihr werdet ihn brauchen!
Ignoriert Ratschläge. Viele Leute werden euch erzählen, wie Ihr etwas machen solltet und, was Ihr alles falsch macht. Es ist absolut in Ordnung, diese Ratschläge einfach zu ignorieren. Natürlich nicht alle, einige sind sehr nützlich, aber nur weil ein älteres Familienmitglied schwört, dass es nur eine bestimmte Art und Weise gibt ein weinendes Baby zu beruhigen, muss das noch lange nicht richtig sein. Natürlich meine ich damit keine ganz bestimmte Person, wie Ihr Euch sicherlich denken könnt.
Ehrlich gesagt, sind die meisten Ratschläge sowieso nicht notwendig. Eltern zu sein geht nur nach dem Prinzip „Learning by doing“, und da muss jeder seine eigenen Erfahrungen machen. Denn was für den einen funktioniert, muss nicht zwingen für den anderen passen.
Also falls Ihr demnächst zum ersten Mal Vater werdet, nur ein kleiner Ratschlag von mir: Lasst es auf Euch zukommen und genießt es.
Blog-Schreiber Martin Ellis (Vater von zwei Kindern)
