Tipps und Tricks für Eltern

Trennungsangst bei Babys und Kleinkindern

1 Aug, 2022

Trennungsangst bei Babys und Kleinkindern

Elternteile stehen häufig vor einem Drahtseilakt. Einerseits empfinden sie es als schön, dass das eigene Kind sich nicht gerne von ihnen trennen mag. Andererseits ist es emotional nicht leicht, wenn das kleine Schätzchen schon bei einem Schritt Distanz zu weinen beginnt. Wichtig ist, den Ängsten des Kindes Raum zu geben, aber selbst nicht zu krampfhaft damit umzugehen. Die nachfolgenden Tipps helfen dabei, dass der zeitlich begrenzte Abschied emotional leichter fällt: 

  • Vertraute Geräusche wirken auf Kinder beruhigend. Solltest du dich beispielsweise Zuhause von deinem Baby entfernen, dann lass es aus einem anderen Raum deine Stimme hören. 
  • Bei älteren Kindern helfen feste Abmachungen dabei, die Trennungsängste zu lindern. Wenn du beispielsweise dein kleines Schätzchen bei Oma und Opa abgibst, dann sag beim Abschied, wann du zurückkommst. Halte diese „Abmachung“ strikt ein. So zeigst du deinem Nachwuchs, dass auf dich Verlass ist und du in jedem Fall pünktlich wieder zurückkehrst.
  • Babys fangen oft an, Trennungsängste zu entwickeln, wenn sie „plötzlich“ im eigenen Zimmer schlafen. Hierbei hilft es, Schritt für Schritt vorzugehen: Du kannst beispielsweise während der ersten Nächte mit im Kinderzimmer bleiben und dich erst nach dem Einschlafen deines Kleinkindes langsam zurückziehen.
  • Bei extremer Trennungsangst sollte anfangs eine zweite Bezugsperson beim Baby bleiben. Keinesfalls der fremde Babysitter! Hier empfiehlt es sich, den Babysitter langsam und behutsam in die Familie einzubinden. Zunächst sollte der Babysitter gemeinsam mit der restlichen Familie bei einigen Betreuungsterminen anwesend sein. Erst danach solltest du schrittweise einige Minuten, später einige Stunden wegbleiben. Auf diese Weise fühlen sich die Kinder sicherer und können sich langsam an den Babysitter als Bezugsperson gewöhnen.
  • Leiden Babys und Kleinkinder unter Trennungsängsten, sollten sie in den ersten Tagen in ihrer vertrauten Umgebung bleiben. Dies verstärkt das Gefühl von Sicherheit, auch wenn eine enge Bezugsperson momentan nicht da ist. Manchmal helfen auch vertraute Gerüche oder ein Kleidungsstück der Eltern dabei, den Trennungsschmerz abzumildern.
  • Nicht ohne mein Kuscheltier! Wenn Mama und Papa für eine Weile weg sind, schenkt das geliebte Plüschtier Halt und Sicherheit.
  • Angst ist ein irrationales Gefühl, das aus dem Bauch heraus entsteht. Deshalb sollten Erwachsene diese Angst in Trennungssituationen nicht kleinreden. Stattdessen lässt sich die Angst mit vertrauensfördernden Ritualen und positiven Zusprüchen verringern.
  • Mitunter hilft es, Kleinkinder gedanklich auf die bevorstehende Trennung vorzubereiten. Nützlich sind beispielsweise Bilderbücher wie «Bobo Siebenschläfer» oder «Conny», die erzählen, wie die Stunden ohne die beiden Elternteile aussehen könnten.
  • Etwas „älteren“ Kleinkindern helfen Spiele dabei, mit Trennungsängsten umzugehen. Du kannst beispielsweise einen Gegenstand zeigen, diesen außer Sichtweite nehmen und wieder zurückbringen. Auch das beliebte „Versteckspielen“ hilft kleinen Kindern, kurzzeitige Trennungen auszuhalten. Anfangs hilft es, wenn sich ein Elternteil gemeinsam mit dem Kind versteckt, während der andere sucht.
  • Wenn du dein Gehen ankündigst, solltest du dies auch in die Tat umsetzen. Versuche daher, Abschiede kurz zu halten und diese nicht künstlich in die Länge zu ziehen. Dein Kind wird schlussendlich nur verwirrt sein, wenn du dich verabschiedest und kurz darauf zurückkommst, um Trost zu spenden. Diese doppeldeutige Botschaft erzeugt bei deinem Kind nur Unsicherheit. Versuche stattdessen, schon beim kurzen Abschied deine Rückkehr anzukündigen („nach dem Mittagsschlaf/der Spielrunde... hole ich dich ab“).
  • Ganz wichtig: Rückschläge sind normal, menschlich und absolut kein Problem. Übernachtet dein kleines Schätzchen bei der Sandkastenfreundin und leidet plötzlich unter massiver Trennungsangst? In diesem Fall solltest du deinen Nachwuchs abholen und ihm Mut machen. Nächstes Mal klappt es bestimmt. So bekommt dein Kind zusätzliche Sicherheit, dass du im Notfall immer da bist.
  • In seltenen Fällen hält sich eine Trennungsangst bis ins Vorschul- oder Schulalter. Wenn Kinder lange und unaufhörlich weinen und sich auch über den Trennungszeitraum hinaus nicht beruhigen, steckt möglicherweise eine emotionale Angststörung dahinter. In diesem Fall hilft eine therapeutische Unterstützung vom Kinder- und Jugendpsychologen. In der Therapie lernt das Kind schrittweise, mit Trennungssituationen umzugehen und diese nicht länger zu meiden. 

Beim Thema Trennungsangst gibt es kein Patentrezept

Es gibt beim Thema Trennungsangst kein Patentrezept, das sich in allen Situationen anwenden lässt. Denn kein Kind reagiert wie das andere. Deshalb ist es wichtig, Fingerspitzengefühl zu zeigen und dem eigenen Kind Raum zu geben. Hierbei bewährt sich „die Politik der kleinen Schritte“, indem du deinem Kind erlaubst, in seinem eigenen Tempo selbstständig zu werden. Gleichzeitigt solltest du deine eigene Trennungsangst reflektieren und erkennen. Fällt es dir schwer, dein kleines Schätzchen bei den Großeltern abzugeben, weil du nicht loslassen kannst? Wenn du deine eigenen Sorgen ein Stück weit loslässt, lernt auch dein Kind, leichter mit kurzzeitigen Trennungen umzugehen.