Mittlerweile sind fast 2000 Unternehmen weltweit Mitglied bei B1G1. Jegliche anfallenden Verwaltungskosten und Fixkosten werden aus den Mitgliedsbeiträgen gedeckt, sodass jede einzelne Spende zu 100 % den Hilfsprojekten zugutekommt. Schlummersack spendet für jeden verkauften Schlafsack und wählt dafür jeden Monat die unterschiedlichsten Projekte aus.
Um sich von verschiedenen Projekten ein Bild zu machen und andere gleichgesinnte Unternehmen kennenzulernen, haben sich Karina Grassy (Inhaberin von Slumbersac) und Elke Kramer (Geschäftsführung) für die von B1G1 organisierte Studienreise nach Kambodscha angemeldet. Gemeinsam mit 23 anderen B1G1-Mitgliedern aus Australien, Neuseeland, Singapur, England und Irland wurden zahlreiche Projekte vor Ort besucht. Nach und nach werden die Erlebnisse und die Projekte im Detail berichtet:
Tag 1: This Life Cambodia (TLC)
TLC ist eine Hilfsorganisation, die sich auf Projekte konzentriert, die direkt Kindern, Jugendlichen und deren Kommunen zugutekommen. Besonders wertvoll ist die Nachhaltigkeit der Projekte, die zeitlich begrenzt sind und Hilfe zur Selbsthilfe bieten.
In Siem Reap wurden insgesamt 35 Fahrräder an Schüler einer Grund- und Gesamtschule übergeben. Viele Kinder wohnen mehr als 15 km von ihrer Schule entfernt und können ohne ein Fahrrad nicht zur Schule kommen. Der kambodschanische Staat stellt nur die Schulgebäude zur Verfügung und bezahlt die Lehrer, was pro Schüler und Jahr etwa 3 USD kostet. Die obligatorische Schuluniform und die Schulmaterialien müssen von den Eltern selbst gestellt werden, was für viele arme Familien nicht möglich ist. Daher besuchen viele Kinder keine Schule oder brechen diese vorzeitig ab, um zu Hause auf kleinere Geschwister aufzupassen oder zu arbeiten.
Jeder Reiseteilnehmer radelte mit einem Fahrrad etwa 3 km durch Sandwege zur besuchten Schule. Unterwegs winkten viele Dorfbewohner erstaunt, aber auch mit einem Lächeln im Gesicht zu. Es war sicherlich ein ungewöhnlicher Anblick. In der Schule wurden die Teilnehmer begeistert von den Schülern empfangen. Auch viele Eltern und Großeltern waren vor Ort, da ein Fahrrad der ganzen Familie zugutekommt und beispielsweise auch für Fahrten zum Markt genutzt werden kann.
Tag 2: Besuch bei drei Hilfsprojekten
Am zweiten Tag in Kambodscha wurden gleich drei unterschiedliche Hilfsprojekte besucht. Zuerst ging es zur Trailblazer Foundation, die sich um verarmte Dörfer auf dem Land kümmert. Dabei wird auf die Bedürfnisse der Dörfer eingegangen und direkt mit dem Dorfrat und den Dorfältesten zusammengearbeitet. Am besuchten Standort werden Familien und Gemeinden mit Brunnen und Sandfiltern versorgt, um Zugang zu sauberem Trinkwasser zu erhalten, was ihre Lebenssituation wesentlich verbessert. Zudem werden Bauern geschult, wie sie ihre Pflanzen ohne den Einsatz von Chemikalien anbauen. Auch der Anbau von neuen Gemüsesorten für die wachsende Tourismusbranche wird gefördert, was den Bauern ermöglicht, höhere Preise zu erzielen und ein nachhaltiges Einkommen zu sichern.
Mittags fand ein wundervolles und sehr leckeres Essen in der Sala Bai Hotel & Restaurant School statt. Dort werden Jugendliche aus sehr armen Verhältnissen in einem 11-monatigen Programm für den Hotel- und Restaurantbereich ausgebildet. Das Ausbildungsprogramm ist für die Studenten und deren Familien kostenfrei. Unterkunft, Verpflegung, Schulmaterialien sowie medizinische Versorgung werden zu 100 % gestellt. Pro Jahr werden etwa 120 Jugendliche ausgebildet, die erfahrungsgemäß nach Abschluss innerhalb von drei Monaten eine Anstellung in einem der gehobenen Hotelbetriebe finden und damit ihre Familien unterstützen können.
Am Spätnachmittag besuchte die Gruppe das Zirkusprojekt Phare, das von der Hilfsorganisation Phare Ponleu Selpak (PPSA) betrieben wird. Dort erhalten Kinder und Jugendliche aus zerrütteten Verhältnissen eine schulische und künstlerische Ausbildung. Die Teilnehmer durften den Proben beiwohnen und hatten anschließend die Möglichkeit, längere Gespräche mit den Artisten zu führen. Es wurden traurige, aber auch hoffnungsvolle Geschichten erzählt. Der Wunsch aller war es, eine bessere Zukunft für sich und ihre Familien zu schaffen, und jeder Einzelne war froh und dankbar, dass ihm diese Chance gegeben wurde.
Die abendliche Show, die die Gruppe besuchte, war atemberaubend. Moderne Zirkuskunst, Tanz und Musik wurden zu einer einzigartigen Darbietung kombiniert, die die Geschichte verschiedener junger Menschen während des Bürgerkrieges erzählte und zur Aufarbeitung der schwierigen und schmerzhaften jüngeren Geschichte Kambodschas beitrug.
Tag 3: Bau eines Spielplatzes
Am dritten Tag stand der körperlich anstrengendste Teil der Reise bevor. Um 07:00 Uhr morgens ging es los. Nach 1,5 Stunden Fahrt über abgelegene, kaum befahrbare Straßen kam die Gruppe in einem kleinen abgelegenen Dorf an, wo ein Spielplatz für die Grundschule gebaut werden sollte. Dieses Projekt wurde von der Hilfsorganisation Child’s Dream gefördert.
Die Reiseteilnehmer wurden von etwa 120 Kindern im Alter von 5 bis 12 Jahren gespannt erwartet. Die jüngeren Klassenjahrgänge waren stark vertreten, während die älteren Jahrgänge spärlicher besetzt waren. Wieder einmal war ein Grund dafür, dass viele Kinder zu Hause auf kleinere Geschwister aufpassen müssen oder mit den Eltern arbeiten gehen müssen. Da die meisten Kinder nur eine einzige Schuluniform besitzen, hatte jeder Reiseteilnehmer etwa 5 bis 10 T-Shirts mitgebracht, die die Kleinen dann zum Schutz vor Dreck über ihre Schuluniform zogen.
Dann begann die Arbeit: Es mussten Fundamente gegraben, Beton gegossen sowie eine Rutsche, Wippen und Schaukeln aufgebaut werden – und das bei 30 Grad und Sonnenschein. Zum Glück halfen viele kleine Hände fleißig mit, indem sie Sand trugen, gruben und malten. Die Kinder waren nicht zu bremsen. Am Ende des Tages war der Spielplatz fertig und wurde mit Begeisterung ausprobiert. Zum Abschluss wurden noch kleine gemeinsame Spiele gespielt. Es bleibt zu hoffen, dass den Kindern der Schulbesuch nun mehr Spaß macht und der Spielplatz fleißig genutzt wird.
Tag 4: Besuch bei Free to Shine
An Tag 4 besuchte die Gruppe vormittags ein Projekt, das sie am meisten berührt und mitgenommen hat. Die Organisation Free to Shine kümmert sich um Mädchen, die am meisten durch Menschenhandel bedroht sind. Kambodscha ist das Land mit der dritthöchsten Menschenhandelsrate, wobei 80 % davon Sexhandel sind.
Um die Mädchen zu schützen und deren Standort nicht preiszugeben, wurden die Scheiben des Busses zugeklebt, und die Teilnehmer mussten ihre Handys und Kameras abgeben. Dann ging es in eine weit abgelegene Gegend. Am meisten von Menschenhandel betroffen sind Mädchen in sehr abgeschiedenen Dörfern, die aus den ärmsten Familien stammen. Der beste Schutz dagegen ist der Schulbesuch und die Aufklärung. Free to Shine ermöglicht 1200 Mädchen den kostenlosen Schulbesuch und versorgt sie mit den notwendigen Materialien. Zudem erhalten sie einen Wasserfilter für ihre Familien, Saatgut zur Anpflanzung von Gemüse sowie medizinische Versorgung. Free to Shine beschäftigt einheimische Sozialarbeiter, die die Mädchen und deren Familien regelmäßig besuchen. Außerdem werden die Dorfgemeinschaften über den Menschenhandel aufgeklärt und Vorsichtsmaßnahmen erläutert.
Die Teilnehmer durften einige Mädchen kennenlernen und bei den Gesprächen mit den Sozialarbeitern anwesend sein. Es war unvorstellbar, wenn man diese kleinen Mädchen sah, dass bereits Vierjährige in Bordelle nach Thailand verkauft werden. Die Teilnehmer hörten wirklich grausame Geschichten darüber.
Bedrückt und mit Tränen in den Augen verließen die Reisenden die Gegend, aber auch mit ein wenig Hoffnung, dass den Mädchen durch die Chance, zur Schule zu gehen und von den Gefahren zu wissen, ein solches Schicksal erspart bleibt.
Am Nachmittag besuchte die Gruppe eine lokale High School, in der die Hilfsorganisation Child’s Dream Stipendien für Kinder aus sehr armen Familien sponsert. Die Jugendlichen erzählten von ihren Schicksalen und ihren Träumen für die Zukunft. Hier war Hoffnung spürbar, dass sich in Kambodscha etwas Wesentliches ändern wird, wenn die nächste Generation heranwächst.
Abends hieß es dann langsam Abschied nehmen mit dem letzten gemeinsamen Abendessen. Die Tage in Kambodscha haben bei allen Spuren hinterlassen und jeden tief berührt. Es wurden Freundschaften geschlossen und wunderbare Menschen kennengelernt.
Fazit der B1G1-Studienreise nach Kambodscha
Die fünf Tage in Kambodscha waren großartig, aber auch sehr anstrengend wegen des straffen Terminplans und der vielen Eindrücke, die erst einmal verarbeitet werden mussten. Es wurden wunderbare Menschen kennengelernt: Zum einen die gleichgesinnten Mitreisenden, die zu Freunden wurden, und zum anderen die engagierten Mitarbeiter der Hilfsprojekte, die sich aufopfernd um die Bedürfnisse der Kinder in Kambodscha kümmern. Nicht zuletzt wurde die Gruppe überall freundlich und mit einem Lächeln von den Menschen in Kambodscha empfangen.
Immer wieder kam das Gefühl der Dankbarkeit auf, in Deutschland zu leben und die eigenen Kinder dort aufwachsen zu sehen. Es bleibt die Hoffnung, dass durch die Spenden von Schlummersack ermöglicht wird, dass die Kinder in Kambodscha in eine bessere Zukunft blicken können.