Viele Eltern sind erschöpft, wenn ihr Baby nachts ständig wach wird. Besonders wenn es sich alle zwei Stunden meldet, kann das schnell an die Grenzen der Belastbarkeit führen. Doch was steckt eigentlich hinter diesen häufigen nächtlichen Wachphasen? Und was kannst du tun, um dein Baby bestmöglich zu unterstützen?
Wie Babys schlafen – ein Blick auf den Schlafzyklus
Um den vierten Lebensmonat herum beginnt sich das kindliche Schlafmuster grundlegend zu verändern. Babys schlafen nun nicht mehr tief und durchgehend, sondern in Zyklen – genau wie Erwachsene.
Wie lange dauert ein Schlafzyklus?
- 6–12 Monate: ca. 45–60 Minuten
- Kleinkinder (1-5 Jahre): 70–110 Minuten
- (Junge) Erwachsene: 90–160 Minuten
Am Ende jedes Zyklus werden wir alle kurz wach – auch Babys. Bei uns Erwachsenen ist das meist unbemerkt, weil wir direkt weiterschlafen. Babys hingegen können diese kurzen Wachphasen intensiver erleben – besonders wenn sie ohne Hilfe (noch) nicht weiterschlafen können.
Die Phasen eines Schlafzyklus
Ein vollständiger Schlafzyklus besteht aus vier Phasen:
- Einschlafphase – leichter, sehr störanfälliger Schlaf
- Leichtschlafphase – oberflächlich, macht den Großteil aus
- Tiefschlafphase – besonders erholsam, schwer zu wecken
- Traumschlafphase (REM) – hier verarbeitet das Gehirn Erlebtes
Nachts verändert sich die Zusammensetzung: Während Babys in der ersten Nachthälfte mehr Tiefschlafphasen haben, wird in der zweiten Nachthälfte der REM-Schlaf dominanter – dadurch wird der Schlaf unruhiger und das Risiko fürs Aufwachen steigt.
Warum wacht mein Baby alle zwei Stunden auf?
Die häufigsten Ursachen sind:
1. Normale Entwicklung
Kurzzeitiges Aufwachen ist physiologisch. Viele Babys schaffen es noch nicht, die Schlafzyklen ohne Hilfe zu verbinden. Das ist kein Fehler – sondern ein Entwicklungsschritt.
2. Nachtmahlzeiten
Im ersten Lebensjahr brauchen viele Babys noch Nahrung in der Nacht. 5–6 Stunden ohne Nahrung sind bereits ein großer Entwicklungsschritt – und keine Selbstverständlichkeit.
3. Entwicklungsschübe oder äußere Einflüsse
Wachstum, neue Fähigkeiten, Zahnen, Krankheit oder Veränderungen wie Urlaub oder Eingewöhnung können den Nachtschlaf stören.
4. Ungünstige Schlafumgebung
Licht, Lärm, falsche Temperatur oder unbequeme Kleidung können dein Baby am Durchschlafen hindern.
5. Nicht passende Wachzeiten
Ist dein Baby übermüdet oder noch nicht müde genug, wirkt sich das direkt auf die Nacht aus. Der Schlafdruck muss zum richtigen Zeitpunkt gegeben sein.
6. Verfestigte Schlafhilfen
Babys verknüpfen Einschlafen oft mit bestimmten Bedingungen: Stillen, Wiegen, Schnuller oder Körperkontakt. Wird diese „Einschlafhilfe“ in der Aufwachphase nicht angeboten, fällt es schwer, erneut in den Schlaf zu finden.
Was bedeutet „Durchschlafen“ wirklich?
Durchschlafen heißt in der Schlafwissenschaft: 5–6 Stunden am Stück schlafen, ohne sich aktiv zu melden. Das heißt nicht, dass das Baby nicht aufwacht – sondern, dass es wieder selbstständig in den Schlaf findet.
Was kannst du tun, um dein Baby zu unterstützen?
1. Verständnis entwickeln
Mach dir bewusst: Viele Faktoren beim Schlaf sind entwicklungsbedingt. Dein Baby macht nichts „falsch“. Es lernt, Stück für Stück.
2. Bedürfnisse tagsüber erfüllen
Nähe, Körperkontakt, Bewegung, altersgerechte Ernährung und Spielzeit – wenn diese Bedürfnisse erfüllt sind, fällt das Loslassen abends oft leichter.
3. Die richtige Schlafumgebung schaffen
Achte auf eine ruhige, abgedunkelte, angenehme Umgebung. Die passende Raumtemperatur, bequeme Kleidung sind wichtig. Selbst im Kleinkindalter kommen unsere Schätze nicht immer mit einer Decke zurecht. Ein Schlummersack mit Beinen schafft da Abhilfe. Kein Verheddern, kein Frieren.
4. Wachzeiten optimieren
Beobachte, wie lange dein Baby wach bleiben kann, ohne übermüdet zu sein. Auch ein Schlafprotokoll kann helfen, Muster zu erkennen.
5. Eine sichere Abendroutine etablieren
Wiederkehrende Rituale geben deinem Baby Sicherheit und helfen beim Herunterfahren. Eine ruhige, vorhersagbare Routine kann den Einschlafprozess deutlich erleichtern.
6. Verfestigte Schlafhilfen hinterfragen
Wenn dein Baby nur mit Hilfe weiterschlafen kann, überlege langsam, wie du sie schrittweise veränderst oder ganz auflöst – mit liebevoller Unterstützung und Geduld.
Fazit: Schlaf ist ein Reifungsprozess
Dass dein Baby alle zwei Stunden wach wird, kann herausfordernd sein – ist aber in vielen Fällen völlig normal. Entscheidend ist, dass du verstehst, warum es so ist, und was du beeinflussen kannst. Vieles liegt nicht in deiner Hand, aber durch kleine Anpassungen im Alltag kannst du die Rahmenbedingungen für erholsameren Schlaf schaffen.
Gib deinem Baby Zeit – und dir selbst Mitgefühl. Schlaf entwickelt sich. Schritt für Schritt.